Freitag, 4. November 2011

Ein Vergleich zwischen dem Antimärchen und dem Märchen "Sterntaler" von den Gebrüdern Grimm

Anti - Märchen vs. Märchen (Sterntaler)
Ein Vergleich!

Aufgabe:
Vergleichen Sie die beiden Märchen bezüglich ihrer Struktur und ihres Aussagegehalts; erläutern Sie, inwiefern das Märchen der Großmutter Büchners Weltsicht spiegelt

Das von den Brüdern Grimm gesammelte und 1815 erschienene Märchen "Sterntaler" und das Märchen der Großmutter aus Georg Büchners 1836/37 entstandenen "Woyzeck" gehen beide von einer ähnlichen Situation aus, zeigen aber durch die sehr unterschiedlichen zu Grunde liegenden Weltbilder einen gänzlich unterschiedlichen Handlungsverlauf und demonstrieren in ihrer Gegenüberstellung so Büchners Weltsicht des determinierten Geschichtsverlaufs, in der man sich aus seiner eigenen Situation nicht befreien kann.

Das Märchen "Die Sterntaler" geht von einem armen, elternlosen Mädchen aus, das jedoch "gar gut und fromm" (Z. 4) ist. Wohnungslos ausziehend trifft es auf dem Weg weitere arme Menschen, denen es Stück für Stück die eigene Verpflegung und Kleidung abgibt (Z. 4-12). Nachdem es sein letztes Kleidungsstück abgegeben hat, wird es durch als Taler vom Himmel herabfallende Sterne und Ersatz der weggegebenen Kleidung entlohnt (Z. 12f.), was dazu führt, dass es "reich für sein Lebtag" (Z. 15) hat.

Auch im Märchen der Großmutter ist ein armes Waisenkind Hauptcharakter, welches jedoch weinend Trost bei Mond, Sonne und Sternen sucht, die es nacheinander als faules Holz und verwelkte Sonnenblume entlarvt (Z. 3-7). Bei der Rückkehr zur Erde findet es diese nur noch als umgestürzte Schüssel vor und bleibt so weinend und gänzlich allein zurück (Z. 7-9).

Im Märchen "Die Sterntaler" handelt es sich also um ein ideales Kind, welches in der Not noch Trost spendet. Es wird so am Ende duch überirdischen Beistand entlohnt. Dieser isealistische Handlungsverlauf wird durch seine Geradlinigkeit unterstrichen.

In starkem Kontrast zum Handlungsverlauf der "Sterntaler" steht der des Märchens der Großmutter: Er weist überhaupt keinen idealistischen Charakter auf und geht von einem Kind aus, das in der Trauer um die verlorenen Eltern Trost bedarf. In der Suche nach Trost verläuft die Handlung nicht geradlinig, sondern das Kind irrt zwischen den verschiedenen Orten hin und her. Dabei entlavt es die überirdischen Himmelskörper als hohle Attrappen und kann so auch auf keinen überirdischen Beistand hoffen. Auch das Bild der Erde bei der Rückkehr des Kindes als umgestürzte Schüssel, deren Inhalt unbrauchbar geworden ist, zeigt die Erde ebenfalls als unbrauchbar; auch dort wird das Kind keinen Trost finden.

Währens also die Aufforderung der "Sterntaler" ist, in jeder Situation selbstlos zu handel, ist für solche Handlungen in Büchners Märchen der Großmutter kein Platz Das Kind bedarf in seiner Natur als Kind Trost und Unterstützung und kann gar nicht anders handeln als diese zu suchen. Da es sie nichtt findet, mündet das Märchen stattdessen in der Aussage des fortwährenden Elends.

Das Märchen der Großmutter macht so die Weltsicht Büchners deutlich; im Gegensatz zu den "Sterntalern" ist der Handlungsverlauf nicht durch den Protagonisten selbstbestimmt, sondern verläuft zwingend aus der Natur des Kindes heraus. Dies zeigt Büchners Bild vom determniereten Menschen und dem determinierten Geschichtsverlauf. Auch die Entlarvung der überirdischen Himmelskörper als unbrauchbare Gegenstände, von denen keine Hilfe zu erwarten ist, entspricht Büchners atheistischer Weltanschauung.

Interpretiert man die Geschichte im Zusammenhand des "Woyzeck", so ergibt sich aus dem Tod Maries und Woyzecks ein Übergehen des Elends aus das Kind; extrapoliert man dies auf kommende Generationen, ergibt sich ein fortwährendes Elend, was den absoluten Kreislauf nichtprogressiver Geschichte in Büchners Weltbild deutlich macht.

7 Kommentare:

  1. Maries Satz "Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz" liefert den Schlüssel zu Büchners Dramenfragment und somit auch zu der Märchenparabel. Klar handelt es sich dabei um eine Metapher seitens der Mutter mit dem Kind auf dem Arm. Aber eben nicht nur, denn das Kind kauft unmittelbar vorher ein Messer, eigentlich völlig überflüssig, weil Woyzeck in der 1. Szene Stöcke geschnitten hat. Zudem verlangt die Stimme aus dem Boden von Woyzeck, besagte Mutter zu erstechen. Hier wird also eine Familientragödie abgehandelt, für die es viele weitere Indizien gibt. Zum Beispiel dass das weibliche Opfer ursprünglich Margreth Woyzeck heißt, während der Familienname des Täters ausgespart wird, er heißt nur Louis. Und einen Doktor sowie einen Hauptmann, also auch Erbsen, Rasieren usw. sucht man in dem 1. Handschriftenentword vergeblich ...
    Mehr dazu auf www.georg-buechner.net

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  2. Danke!
    Ich wollte nicht unbedingt die Lösung meiner hausaufgaben finden sondern einfach das Märchen der Großmutter verstehen....

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